Diese Zusammenstellung aus dem Nachlass der Schriften, persönlichen Notizen und Aufzeichnungen von Funakoshi Gichin liegt jetzt erstmals in deutscher Sprache vor. Sie ist eine der wichtigsten Publikationen, die wir aus der Frühphase der Schriftlichkeit des Karate besitzen. In ihr äußert sich Funakoshi zur Geschichte, Philosophie und Technik der ursprünglichen Kampfkunst Okinawas. Das kleine Werk ist so bedeutsam, dass sein Original durch den japanischen Renomierverlag Kodansha in die Reihe „The Master Introductory Text“ aufgenommen worden ist.
Teile des Nyumon gehören sicher mit zu den ältesten verfügbaren Texten des Karate; sie schildern diese Kampfkunst vor dem Hintergrund der noch im späten 19. Jahrhundert mittelalterlich geprägten Welt Okinawas mit ihrer engen Verbindung zur chinesischen Kultur. In diese Zeit fällt die Jugend Funakoshis. Wenn er sich rückblickend erinnert, verschwimmen in seiner Wahrnehmung des Karate die Grenzen zwischen Mythos und Realität in einer Weise, die für sein mittelalterlich geprägtes Denken durchaus selbstverständlich war. So zum Beispiel in der packenden Schilderung des legendären Zweikampfes zwischen den großen Karatemeistern Matsumura und Uehara. In ihr tritt uns die Gefühls- und Wahrnehmungswelt des alten Orient vielleicht ein letztes Mal in voller Deutlichkeit entgegen.
Funakoshi besingt das Ideal des gewaltfreien, großmeisterlichen Karate ebenso wie dessen unerbittliche Verknüpfung mit der entscheidenden Frage nach Leben und Tod. Das Nyumon (wörtl. Eingangstor) verschafft so Zutritt nicht nur zur technischen, sondern auch zur emotionalen Welt des originalen Karate..