Die Tekki-Kata - Alles auf einer Linie
Tekki heißt übersetzt „Eisenreiter“ und hat ihren Ursprung in der okinawanischen Naihanchi. Diese wurde von Meister Ason entwickelte. Sie ist eine der wichtigsten Kata der ersten Naha-te Linie, die mit Meister Ason begann und über einige andere bei Sensei Tomigusuku endete. Das Grundkonzept der Naihanchi besteht im Kampf auf dem eingeengten Raum. Man übte sie daher auch auf schmalen Brücken, engen Waldwegen oder auf Felsklippen. Um ihren festen Stand zu üben, ging man an Flussufer oder Seen, um sie dort auf algenbewachsenen Steinen zu laufen. Die Kata beinhaltet viele Techniken gegen Vitalpunkte sowie Griffe und Hebel.
Meister Itosu, die heilige Faust des Shuri-te, teilte die Naihanchi in drei unabhängige Kata auf, denn die ursprüngliche Form bestand aus etwa 100 Bewegungen. Die Naihanchi Nidan und Sandan wurde nicht von Meister Itosu erfunden, sondern nur zusammengefasst und als separate Kata trainiert. Durch diese Entwicklung änderte sich auch die Stellung. Vom naihanchi dachi, der eine Zwischenform vom sanchin dachi und hangetsu dachi ist zum bekannten kiba dachi. Außerdem veränderte sich die Atmung und damit auch der Energiefluss. Die Tekki-Kata besitzt nur eine geringe Bedeutung im Kampf, da ihre kämpferische Seite schon unter Ason verloren ging. Jedoch hatt sie immer noch eine wichtige Stellung im Karate und man sollte sie mindestens 10.000 mal gelaufen sein, bevor man sie vorzeigt. Meister Funakoshi übte sie in seiner Jugend 10 Jahre lang, bis sie „perfekt“ war.
Das besondere Merkmal dieser Kata-Gruppe besteht sicherlich im kiba dachi und dem yoko sashi ashi, dem seitlichen Übersetzschritt. Durch diese Merkmale lernt der Karateka einen festen Stand, die aufrechte Haltung des Oberkörpers und ein Gefühl dafür, seinen Oberkörper zu bewegen, ohne die Stellung zu verändern. Als Sensei Funakoshi die Schreibweise für Karate von „chinesische Hand“ in „leere Hand“ umstellte, änderte er auch den Namen Naihanchi zu Tekki.
Tekki Shodan
Diese Kata wurde vor langer Zeit im Shuri-te trainiert, ihre eigentliche Herkunft jedoch ist mysteriös. Es gibt über sie keine näheren Angaben, man findet aber immer wieder kleinere Geschichten oder alte Sagen über sie. Vor allem über die yoko-ichimonji-Technik, die geradlinige Seitwärtsbewegung. Man sagt, sie sei eine Technik, um sich auf dem Rücken des Pferdes, in einem Boot oder auf einer Klippe fortzubewegen oder sich zu verteidigen. Fest steht jedoch, dass die Tekki Shodan die wichtigste der drei Tekki Kata ist und auch die erste Kata für die Mittelstufe. Ihre größte Schwierigkeit liegt sicherlich in der „Bewegungsarmut“ der Beine und der Hüfte.
Tekki Nidan & Tekki Sandan
Diese beiden Kata wurden von Sensei Itosu für die Tekki Shodan entwickelt. Trotz ihrer relativ einfachen Techniken sind diese Katas recht schwierig, da die Kombinationen der Techniken und auch die Techniken selbst sich sehr ähnlich sind. Dadurch kommt es schnell zu Verwechslungen der Kombinationen oder sogar der ganzen Kata. Daher ist die genaue Kenntnis des Ablaufs sehr wichtig. Außerdem bedarf es einer ständigen Übung, immer sauber im kiba dachi zu stehen, auch nach einem Übersetzschritt. Sensei Itosu sah die Katas aber auch als eine Art gymnastisches Training und baute deshalb keine tödlichen Techniken ein.